15 Jahre nach dem Unfall-Drama das 1. Interview
„Ich fahre allein zum Training, bleibt ihr ruhig hier. Bin heute Mittag wieder hier“, hatte er zu seiner Frau und den zwei kleinen Söhnen gesagt. Es waren seine letzten Worte – er kam nie zurück...
Maurice Banach. Heute vor 15 Jahren starb die Kölner Sturm-Hoffnung bei einem Auto-Unfall auf der A1 bei Remscheid – im Alter von nur 24 Jahren.
BILD hat die Familie Banach jetzt in Münster besucht.
„Ich kann Mucki niemals vergessen. Erst jetzt bin ich bereit, öffentlich über seinen Tod zu sprechen“, sagt Witwe Claudia Banach (40).
Mit ihren Söhnen Danny (18) und Zico (15) wohnt Claudia in einem 128-Quadratmeter-Mietshaus. An ihrer Seite ist seit 13 Jahren ihr neuer Lebensgefährte Rudi Weigl (47), ein Österreicher. Beide arbeiten in der Taxi-Zentrale Münster, haben mit Cita (10) eine gemeinsame Tochter.
Claudia erzählt: „Vor einigen Jahren wurde bei mir Knochenmarkkrebs festgestellt. Noch ist der Krebs eingekapselt, ich bin eine tickende Zeitbombe. Aber ich kann damit leben. Mich wirft nichts mehr um.“
Kein Wunder, bei dieser Leidensgeschichte...
• Claudia war 25, als ihr Mann Maurice starb.
„Ich weiß noch wie heute, wie ich an diesem Sonntagmorgen drei Anrufe bekommen hatte“, sagt Claudia, „die ersten beiden Anrufer haben mich gefragt, ob ich wüsste, wo Mucki wäre? Ich habe gesagt: ‚Auf dem Weg zum Training!‘ Erst der dritte Anrufer hatte den Mut mir zu sagen, was geschehen war.“
• Im Frühjahr 1992 der nächste Schock – der damals erst zwölf Monate alte Sohn Zico erkrankte schwer.
„Der Kleine fiel plötzlich ins Koma. Er hatte eine äußerst seltene Kehldeckelentzündung. Zwei Wochen war er an eine Beatmungsmaschine angeschlossen. Erst als die Ärzte ihn von den Schläuchen trennten, fing er von sich an wieder zu atmen. In der Kölner Uni-Klinik sprachen die Ärzte von einem ‚medizinischen Wunder‘. Sie hatten ihm keine Überlebenschance gegeben“, sagt die Mutter und fügt an: „Es hieß, er würde spastisch gelähmt bleiben.“
Und heute?
Da hat Zico auf der Hauptschule Hiltrup ein Einser-Abschlusszeugnis hingelegt. „2007 will ich aufs Gymnasium“, erzählt der Junge, der sehr erfolgreich Hip-Hop in Münster unter dem Namen „Stylemusic“ macht.
Haben Sie damals eine Therapie gemacht, Frau Banach?
„Niemals. Zico war meine Therapie. Um ihn zu kämpfen, hat mir neue Kraft gegeben. Innerhalb eines halben Jahres erst Mucki und dann auch mein Kind zu verlieren, wäre das Ende gewesen.“
Danny, der für Münster 08 stürmt, durfte bei Kölns A-Jugend vor ein paar Wochen vorspielen.
„Natürlich habe ich daran gedacht, dass mein Papa früher hier gespielt hat“, sagt Danny, „wenn ich alte Videos von ihm sehe, fällt mir auf, dass er stets am richtigen Ort vorm Tor war. Er hat die Bälle angezogen wie ein Magnet.“
Erinnerungen an den Vater?
Danny: „Er hat mich manchmal zum Kölner Training genommen. Ab und zu durfte ich mitspielen. Als ich hörte, dass mein Vater tot ist, habe ich laut nach Papa geschrieen. Der Schmerz über den Verlust ist größer als der Stolz auf meinen Vater.“
Claudia Banach schaut Danny, der Zahnarzthelfer lernt, liebevoll an: „Er ist wie ein Abziehbild von Mucki: Die Augen, die Mimik...“
Der jüngere Zico kennt seinen Vater nur von Fotos und Erzählungen.
„Ich habe immer gehört, dass er ein ruhiger und lieber Mensch gewesen sein muss“, meint Zico, „jetzt ist Rudi für uns eine ganz tolle und wichtige Vaterfigur.“
Auch der zweite Banach-Sohn ist Stürmer. „Leider bin ich zur Zeit verletzt – Kreuzbandriss, Knorpelschaden.“
Heute wird die Familie in Gedenken an Mucki eine Kerze anzünden.
„Wenn wir mal auf der A1 an der Unfallstelle vorbeifahren“, erklärt Claudia, „packt mich immer noch die Wut. Warum wurde die Brücke an der Ausfahrt Wermelskirchen, gegen die Mucki gekracht war, nicht viel früher weggemacht?“ Sie wurde später abgerissen. Zu spät für Mucki Banach.
„Nach dem Tod bin ich oft zum Unfallort gefahren“, sagt sie, „ich habe Mucki irgendwie immer gesucht. Das einzige, was damals gefunden wurde, war seine Kette.“ Die trägt jetzt Danny.
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